„Hast Du Jesus lieb?“ – Fritz Schwarz und andere
Nachdem ich mich im Jahr 2000 von Herne endgültig verabschiedet hatte, suchte ich immer wieder nach einer Gemeinde, die mir ein ähnliches spirituelles Zuhause bieten würde wie ich es in meiner Heimatstadt gefunden hatte. Es ist mir nicht gelungen. Irgendwann habe ich die verfasste Kirche dann verlassen. Ich hatte – wie der Kabarettist Hans-Dieter Hüsch es einmal formulierte – den Eindruck, man wollte unter sich sein.
Aber mein ganz persönliches Verhältnis zu Jesus bleibt bestehen, und auch wenn eine Gemeinschaft manchmal hilfreich sein könnte – ich glaube, mein Draht nach oben funktioniert nach wie vor.
Update: Gottes Wege mögen kurvenreich sein, am Ende führen sie irgendwie ans Ziel. Nach langer Suche habe ich in St. Johannes Wunstorf eine Gemeinde gefunden, die mich in ihrer geistlichen Ausrichtung sehr an meine Heimat erinnert und in der ich mich vermutlich gerade deshalb sehr wohl fühle.
Personen …
… die mich während meiner Herner Jahre geprägt haben
Als Konfirmand lernte ich den damaligen Gemeindepfarrer kennen. Ich erinnere mich an ihn als einen sehr ruhigen Menschen, eine Art „Verwalter“, aber neuen Ideen gegenüber durchaus aufgeschlossen.
Ab 1965 hatte sich in der benachbarten Kirchengemeinde Holsterhausen mit Bernd Schlottoff eine besondere Art von Gemeindearbeit entwickelt. Bald war diese Gemeinde weit über Herne hinaus bekannt, und auch unsere Jugendgruppe sah sich neugierig die Samstagabendveranstaltung („Bar und Diskothek“) an, die dort für immensen Zulauf sorgte. Mein erster Kontakt zum missionarischen Gemeindeaufbau.
Irgendwann hatte Gudrun Ebbinghaus, damals Gemeindehelferin der Christus-Kirchengemeinde, den Theologischen Geschäftsführer der Krankenhausgemeinschaft Herne eingeladen, um über ehrenamtliches Engagement im Krankenhaus zu berichten. Als Ergebnis dieses Abends fand ich mich (gemeinsam mit einer professionellen Bibliothekarin) beim Aufbau der Patientenbücherei im Ev. Krankenhaus Herne wieder. Nach und nach konnten weitere MitarbeiterInnen gewonnen werden, und so wurde das Angebot schließlich auf alle (damals noch) drei Krankenhäuser der Gemeinschaft ausgeweitet.
Bis zu meiner Gewissensprüfung als Kriegsdienstverweigerer waren es noch etwa drei Wochen. Götz Kratzenstein riet mir dringend, mich um Hilfe zu bemühen, und schickte mich zum kreiskirchlichen Beauftragten für Kriegsdienstverweigerer, Harald Rohr. Der war gar nicht amüsiert, weil die verbleibende Vorbereitungszeit viel zu kurz und er zudem am Prüfungstermin verhindert war. Aber mit dem folgenden Crashkurs erschien die Prüfung überhaupt nicht mehr schwer.
Durch seine Vermittlung erhielt ich eine Zivildienststelle im Diakonischen Werk des Kirchenkreises Herne.
„Hast Du den Herrn Jesus lieb?“ – Mit dieser Frage eröffnete der Superintendent Fritz Schwarz unser erstes Gespräch in seinem Dienstzimmer. Unsere Zusammenarbeit bei seinem zentralen Projekt „Überschaubare Gemeinde“ war prägend für meine Auffassung vom Christsein. Im Laufe der Zeit wurde er zu meinem Mentor, und schließlich bot er mir die Gelegenheit, neben meiner Arbeit als Bildungsreferent im Kirchenkreis Theologie an der Uni Bochum zu studieren – man habe als Nichttheologe auf Dauer keine Chance in der Kirche, warnte er. Leider verstarb er schon im Alter von 55 Jahren – viel zu früh.
Sein Sohn Christian A. Schwarz ist als Gründer und Leiter des Instituts für Natürliche Gemeindeentwicklung weltweit für die Sache des Gemeindeaufbaus aktiv.
Die atemberaubend erfolgreiche Gemeindearbeit von Bernd Schlottoff brachte viele junge Menschen dazu, sich mit dem Christentum zu beschäftigen, manche auch, Theologie zu studieren. Von diesen blieb eine Reihe als Pfarrer im Kirchenkreis Herne. Johnny Jaworski baute in der eigenen Gemeinde eine nachhaltige Jugendarbeit auf und trat auf Kirchenkreisebene die Nachfolge von Schlottoff als Synodaljugendpfarrer an.
„Du weißt ja, ich bin ein Chaot“ – Das war mir schon klar, als wir seinerzeit zusammen gearbeitet hatten, und den Satz bekomme ich auch heute noch zu hören, denn wir haben immer noch gerne miteinander zu tun – wenn auch auf einer anderen Ebene.
Johnny Jaworski ist aktuell Kulturbeauftragter des Kirchenkreises Herne und arbeitet als freischaffender Künstler.
Ekkehart Woykos kannte ich als Teilnehmer einer Studienreise nach Israel, die ich im Kirchenkreis organisiert hatte. Ich habe mich gefreut, als ich erfuhr, dass er zum Nachfolger von Eberhard Naumann gewählt worden war – zu dem Zeitpunkt hatte es mich selbst beruflich nach Hamm verschlagen. Nachdem ich einige Zeit später meinen Wohnsitz wieder nach Herne verlegt hatte, war es keine Frage, mich in meiner alten Heimatgemeinde als Presbyter zur Wahl zu stellen.
Wenn Pfarrer und Presbyterium an einem Strang ziehen, lässt sich viel bewegen, und ich habe an diese Zeit eine Menge guter Erinnerungen. Leider musste ich mein Amt schon nach kurzer Zeit wegen Umzugs nach Karlsruhe wieder aufgeben.
Ekkehart Woykos ist heute Militärseelsorger in Jagel.
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